GESUNDHEITSPROJEKT IN TANSANIA

Verbesserung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit von Teenagern

 

Im Jahr 2021 hat Tansania 61 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, von denen fast ein Viertel Teenager im Alter von 10 bis 19 Jahren sind, d.h. 15,5 Millionen junge Menschen. Die gute Gesundheit dieser Altersgruppe ist eng mit ihrer sexuellen und reproduktiven Gesundheit verbunden. Von den sexuell aktiven Jugendlichen hat nur die Hälfte bei ihrem letzten Geschlechtsverkehr ein Kondom benutzt*. In einigen ländlichen Gebieten haben 39% der 15- bis 19-Jährigen bereits ein Kind oder sind schwanger**. Sie haben ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten, Komplikationen bei der Geburt und die Sterblichkeit von Müttern und Neugeborenen.


Die Allianz von zwei Schweizer NGOs mit ausgeprägten und sich ergänzenden Kompetenzen

Enfants du Monde, deren Expertise im Bildungsbereich seit über 50 Jahren anerkannt ist, und die NGO SolidarMed, die auf den medizinischen Bereich spezialisiert ist, haben 2022 ein gemeinsames Projekt lanciert, das von der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit finanziert wird, um die sexuelle Gesundheit von Jugendlichen zwischen 10 und 19 Jahren im Distrikt Ulanga im Süden des Landes zu verbessern. Im Mittelpunkt des Projekts steht die Einstellung der Jugendlichen zu ändern und die Gesundheitsdienste an ihre Bedürfnisse anzupassen. Dies ist der erste Teil einer engeren Zusammenarbeit zwischen den beiden NGOs.


Nachhaltige Ergebnisse bis 2024

Die Ziele dieses Projekts zwischen 2022 und 2024 sind:

  • Das Wissen von fast 15 000 Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren verbessern und eine positive Einstellung zu Fragen der Sexualität, Verhütung und Schwangerschaft fördern.
  • Die Einstellung von fast 100 Erwachsenen aus dem schulischen und medizinischen Umfeld ändern, damit sie Jugendliche bei Problemen im Zusammenhang mit diesen Themen unterstützen.
  • Verbesserung der Verfügbarkeit und Qualität von Dienstleistungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit im Bezirk Ulanga.

Verbesserung der Gesundheit durch Bildung

© Roshni Lodhia / SolidarMed / Fairpicture© Roshni Lodhia / SolidarMed / FairpictureTeenagern in Tansania mangelt es oft an Informationen zu Fragen im Zusammenhang mit Sexualität, Verhütung und Schwangerschaft. Es gibt kaum Sexualaufklärung: Mädchen wissen zum Beispiel nicht, dass sie schon beim ersten Geschlechtsverkehr schwanger werden können; die Verwendung von Verhütungsmitteln ist gering.

Dieses Projekt zielt darauf ab, das Wissen von fast 15 000 Teenagern zu verbessern. Durch eine angemessene Sexualerziehung können sexuell übertragbare Infektionen und ungewollte Schwangerschaften reduziert werden***. So ist die Schweiz eines der Länder mit den wenigsten Teenager-Schwangerschaften weltweit, auch weil der Sexualkundeunterricht seit vielen Jahren Teil des Lehrplans ist.


Die Beteiligung der Jugendlichen fördern, um die Einstellungen zu ändern

Um die Bedürfnisse der Jugendlichen sowie die Hemmnisse und Tabus im Zusammenhang mit der Sexualität zu identifizieren, wird Enfants du Monde zuerst Interviews in den Landessprachen mit den Jugendlichen, den Erzieherinnen und Erziehern, den Eltern, den Lehrpersonen und der Dorfgemeinschaft führen.

Auf der Grundlage der Analyse dieser Interviews werden unsere Bildungsspezialistinnen und Bildungsspezialisten in Zusammenarbeit mit dem Ausbildungsteam in Tansania einen pädagogischen Leitfaden für die Animatorinnen und Animatoren entwickeln und sie in partizipativen Methoden ausbilden, damit sie die Jugendlichen einbeziehen, zum Beispiel durch die Gestaltung von Radiosendungen oder pädagogischen Theaterstücken. Dieser Ansatz erhöht die Wirkung von Gesundheitserziehungsveranstaltungen erheblich.


Bereitstellung von Gesundheitsdiensten, die auf Teenager zugeschnitten sind

Im ländlichen Bezirk Ulanga ist das Krankenhaus der Region das einzige, das sexuelle und reproduktive Gesundheitsdienste anbietet, und das in einem Umfeld, das nicht auf die Bedürfnisse von Teenagern zugeschnitten ist. In den anderen 23 Einrichtungen des Distrikts führen der Mangel an ausgebildetem Pflegepersonal, restriktive Öffnungszeiten, eine begrenzte Auswahl an Methoden der Familienplanung oder schlichtweg Unwissenheit über deren Existenz dazu, dass Jugendliche diese Dienste nur in geringem Masse in Anspruch nehmen.

Aus diesem Grund wird unser Partner SolidarMed Massnahmen ergreifen, um die Dienstleistungen der Gesundheitszentren an die Bedürfnisse von Jugendlichen anzupassen - z.B. durch die Einrichtung spezieller Beratungsräume mit "geschlossener Tür" oder die Anpassung der Beratungszeiten und durch die Verbesserung der Fähigkeiten des Pflegepersonals, um ein breiteres Spektrum an Dienstleistungen, Familienplanung und Tests auf sexuell übertragbare Krankheiten anbieten zu können.


Quellen:

*Kalolo A, Kibusi SM. The influence of perceived behaviour control, attitude and empowerment on re-ported condom use and intention to use condoms among adolescents in rural Tanzania. Reprod Health. 2015 Nov 13;12:105. doi: 10.1186/s12978-015-0097-5. PMID: 26563296; PMCID: PMC4643513.
**Teenage childbearing by region, UNFPA Teenage pregnancies factsheet 2018.
***Unesco-Bericht von 2015 mit dem Titel "Umfassende Sexualerziehung: Neue Daten, Lektionen und Praktiken - Globale Studie 2015"