Beata Godenzi ist am 1. Dezember zu Enfants du Monde gestossen. Lesen Sie über ihren interessanten Werdegang in der Schweiz und im Ausland.
Sie sind unsere neue Generalsekretärin. Können Sie uns etwas über Ihren Werdegang erzählen?
Ich bin in Meyrin, einer Gemeinde im Genfer Umland, geboren. Meine Eltern stammen aus der deutsch- und italienischsprachigen Schweiz. Schon in jungen Jahren war ich mit sehr unterschiedlichen Nationalitäten und sozialen Realitäten konfrontiert. Meine Erziehung und dieser Umstand trugen dazu bei, dass ich sehr neugierig und aufgeweckt war und einen starken Gerechtigkeitssinn entwickelte. Nach Aufenthalten im Nahen Osten und in Brasilien im Alter von 19 Jahren engagierte ich mich zur Thematik des Nord-Süd-Gefälles.
Bei diesen Aufenthalten begegnete ich Armut, extremer Ungerechtigkeit, Gewalt und geopolitischen Herausforderungen. Ausserdem lernte ich unglaublich starke und widerstandsfähige Personen kennen. Diese Menschen – viele davon Frauen, die nicht lesen können – sind für mich eine Quelle der Inspiration.
Nach meiner Rückkehr von diesen Reisen beschloss ich, Politikwissenschaften zu studieren; anschliessend absolvierte ich Weiterbildungen zu Entwicklungshilfe und Management. Ich engagierte mich ehrenamtlich bei einer NGO und arbeitete in der Betriebs- und Geschäftsführung sowie in der strategischen Beratung für diverse Akteure der internationalen Zusammenarbeit: beim Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, bei der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) während 20 Jahren, bei der Glückskette, bei Terre des Hommes sowie beim Kanton Genf, wo ich immer noch als Expertin des Internationalen Solidaritätsdiensts arbeite.
Aus familiären Gründen (ich habe drei Kinder, die mittlerweile junge Erwachsene sind) verliess ich 2015 das Departement für auswärtige Angelegenheiten, um mich mehr auf die lokale Ebene zu konzentrieren. Als Kinderbeauftragte einer Gemeinde im Kanton Genf und als Direktorin einer Stiftung für Menschen mit Behinderungen verfolgte ich mein privates und berufliches Engagement weiter, während ich im Bereich Migration weiterhin mit NGOs arbeitete.
Ich bin überzeugt, dass sich die Herausforderungen hier und im Rest der Welt oft gar nicht so sehr unterscheiden und dass uns nur eine globale Sichtweise ermöglicht, Lösungen zu finden, die für alle geeignet sind.
Sie haben auch in Einsätzen vor Ort gearbeitet geleistet; können Sie uns mehr davon erzählen?
Die Einsätze vor Ort standen besonders am Anfang im Zentrum meiner Tätigkeit und haben mein Berufsverständnis und mein ehrenamtliches Engagement geprägt. Hier liegt das Wesen unserer Arbeit: Im direkten Kontakt mit den Begünstigten, der uns ihre Bedürfnisse wahrnehmen lässt; in der Hilfe vor Ort, die akribisch vorbereitet werden muss, damit alles korrekt abläuft; in der Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen und Vereinen, die die lokale Realität formen; aber auch in der Möglichkeit zu spüren, in welch prekären – und in der Schweiz oft unvorstellbaren – Verhältnissen ein grosser Teil der Welt lebt.
Meine Aufenthalte in Senegal, Mosambik und Brasilien sowie meine zahlreichen Missionen im Ausland haben jedes Mal meine menschlichen und fachlichen Kompetenzen gestärkt und mich noch mehr davon überzeugt, dass eine gerechtere Welt möglich ist, wenn sich engagierte und solidarische Bürgerinnen und Bürger dafür einsetzen.
Angenommen, Sie hätten 3 Wünsche frei, die sich auf Sie persönlich beziehen, was würden Sie sich wünschen?
Geld, Ansehen und Luxus! Nein, natürlich nicht! Wirklich wünschen würde ich mir: 1) soziale Kontakte, die mir Halt geben und Freude bringen, 2) eine eiserne Gesundheit, um meine Energie und Überzeugungen teilen zu können, und 3) Weitblick, um privat und für Enfants du Monde die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Als Bonus würde ich mir mehr Zeit zum Nachdenken wünschen.
Haben Sie ein Motto?
Willst du schnell sein, geh alleine. Willst du aber weit kommen, geh mit anderen zusammen.