In Tansania haben 39 Prozent der jugendlichen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren bereits ein Kind oder sind schwanger*. Diese jungen Frauen haben ein Risiko von Frühgeburten, Komplikationen der Geburt oder Sterblichkeit. Letztes Jahr im Dezember ist die Enfants du Monde-Bildungsexpertin Noémie Guérif nach Mahenge im ländlichen Bezirk Ulanga im Süden des Landes gereist, um die Fähigkeiten der lokalen Pädagogen*innen im Bereich der sexuellen Aufklärung zu vertiefen.
Gemeinsam eine Ausbildung im Bereich der sexuellen Aufklärung entwickeln
Mahenge ist nur 500 km von der großen Küstenstadt Dar Es Salaam entfernt. Man braucht zwei Tage mit dem Auto auf Pisten, um dorthin zu gelangen. Man quert ein Gebiet bewaldeter Savanne. Die Bäume sind überall, die Erde ist rot. Noémie trifft sich mit ihren Kollegen von SolidarMed, sowie mit Vertretern des Ministeriums für Gesundheit und Bildung, einem Lehrer der Universität von Dodoma, der Hauptstadt, einer Lehrerin und zwei Pflegekräften des Distrikts. Sie alle gehören zur Gruppe der lokalen Pädagogen*innen, mit denen sie sich verabredet hat. Auf dem Programm stehen mehrere Besprechungen, um gemeinsam ein Bildungsprogramm im Bereich der sexuellen Aufklärung zu entwickeln, das auf die Bedürfnisse der Jugendlichen zugeschnitten ist.
Praktiken im Bereich der sexuellen Aufklärung ermitteln
Im Sommer 2022 wurde eine pädagogische Diagnose durchgeführt, um die Berufspraxis der Personen zu erfassen, die Sexualaufklärungsveranstaltungen für Jugendliche und Gemeinschaften durchführen. Die Aufklärungsarbeit leisten entsprechend ausgebildete Jugendliche (Peer Educators), die ihre Altersgenossen und ihre Gemeinschaften in Vorträgen sexuell aufklären. Unterstützt werden sie von Lehrer*innen, Krankenschwestern und Hebammen. Sie alle wurden interviewt und ihre Vorgehensweisen bei der Aufklärungsarbeit beobachtet, um besser zu verstehen was sie machen und wie sie ihre Aufgabe verstehen. Bei dieser Bestandsaufnahme wurden bestimmte lokale Überzeugungen und Praktiken hervorgehoben, die die Übernahme der während der Sexualaufklärungssitzungen geteilten Präventionsbotschaften behindern können.
Überzeugungen und Praktiken Jugendlicher berücksichtigen, um ihre Einstellungen zu ändern
Die Bildungsarbeit, die Enfants du Monde und SolidarMed im Bereich der sexuellen Aufklärung durchführen, beruht auf einem sensiblen Verständnis der Bedürfnisse, der erlebten Situationen sowie der Annahmen und Praktiken der Jugendlichen und Gemeinschaften, damit Aufklärungsveranstaltungen so ansprechend und interessant wie möglich gestaltet werden für die jungen Leute. Nur diese beiden Kriterien garantieren ein gutes Verständnis und die Umsetzung der präventiven Inhalte dieser Veranstaltungen, was auf lange Sicht eine Veränderung der Einstellungen möglich macht.
* Schwangerschaften Jugendlicher je Region, UNFPA 2018.