Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt, wo fast 75 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben. Im Jahr 2019 wurde das Land im Welthunger-Index als «alarmierend» eingestuft. Derzeit leiden fast 2 Millionen Kinder unter 5 Jahren an chronischer Unterernährung, was die Unterernährung zu einer der grössten Herausforderungen macht, denen sich Madagaskar stellen muss.
Seit Januar 2021 unterstützt unsere Vereinigung in Zusammenarbeit mit unserem Partner Co.P.E. ein madagassisches Team bei der Durchführung eines Projekts zur Ernährungserziehung an drei Grundschulen in Ambanja, im Norden des Landes.
Verbesserung der Ernährungskenntnisse der Gemeinschaft Ambanja
Im Rahmen dieses Projekts haben unsere Teams mehrere Instrumente entwickelt, die es den Lehrern/innen ermöglichen, eine angemessene Ernährungserziehung durchzuführen.
Das erste Instrument ist ein Leitfaden für Lehrer und Lehrerinnen, der theoretisches Wissen über Ernährungsprinzipien, gute Hygienepraktiken und Unterernährung mit praktischen Aktivitäten im Klassenzimmer dank speziell dafür entwickeltem Lehrmaterial kombiniert. Dank dieser Aktivitäten können die Schüler/innen auf spielerische Weise Informationen kennenzulernen, die ihre Ernährungsgewohnheiten und die ihrer Familie verändern können.
Um den Kindern und ihren Familien leicht verständliche Informationen zu geben, haben unsere Teams auch ein Kinderbuch mit einer Geschichte über drei madagassische Figuren entwickelt. Mit diesen Charakteren können sich die Schüler und Schülerinnen leicht identifizieren, um die Prinzipien einer ausreichenden, gesunden, nahrhaften, abwechslungsreichen und an die lokalen Gewohnheiten angepassten Ernährung zu entdecken.
Zusammenarbeit mit einem multidisziplinären Expertenteam
Das Lehrmaterial wurde mithilfe zahlreicher Beteiligter in einem partizipativen Prozess entwickelt:
Von Januar bis August 2021 arbeitete unser Team in der Schweiz eng mit dem lokalen Team bestehend aus der Projektkoordinatorin (Privatschuldirektorin), einer Hebamme und der Direktorin für schulische Gesundheit des Landkreises sowie aus 7 Lehrern und Lehrerinnen, die zu Ausbildern und Ausbilderinnen ernannt wurden, zusammen. In zahlreichen Workshops wurden Informationen über lokale Ernährungsgewohnheiten, lokale Produkte und deren Verwendung gesammelt und ausgetauscht.
Eine Ernährungsberaterin lieferte technische und wissenschaftliche Informationen über die Nährstoffe und Ernährungsbedürfnisse von Kindern sowie Empfehlungen für die Zubereitung ausgewogener Mahlzeiten. Ein Erziehungsspezialist war an der Entwicklung von spielerischen Aktivitäten beteiligt, um sie logisch und relevant zu gestalten. Schliesslich arbeitete eine Graphikerin an der Veranschaulichung der entwickelten Hilfsmitteln.
Sensibilisierung der Gemeinschaft
Ende August hat Enfants du Monde die Ausbildung der Lehrendenausbilder und -ausbilderinnen abgeschlossen. Nun können wir auf ein eingeschweisstes und kompetentes Team in Ambanja zählen.
In den kommenden Monaten werden 32 Lehrer und Lehrerinnen für die Verwendung von Materialien zur Förderung guter Ernährungspraktiken bei Schülern/innen und ihren Familien ausgebildet.
Die Lehrer und Lehrerinnen werden dann Aktivitäten in den Klassen durchführen, um mehr als 1000 Kinder und ihre Familien (etwa 5'000 Personen) zu sensibilisieren.
Fälle von Unterernährung erkennen
Um den Kampf gegen die Unterernährung zu unterstützen, hat unsere NGO-Partnerorganisation Co.P.E eine Android-Anwendung zum Erkennen von Unterernährung bei Kindern in den drei Schulen in Ambanja eingerichtet. Um mögliche Fälle von Unterernährung bei Schülerinnen und Schülern an den am Projekt teilnehmenden Schulen zu ermitteln, besuchten unsere lokalen Partner die Schulen, um den Ernährungszustand der Kinder zu untersuchen, Massnahmen zu ergreifen und Fälle von Unterernährung zu überprüfen.
Dieses Projekt zur Verhütung von Unterernährung bei Kindern in Madagaskar ist ein Pilotprojekt für ein Jahr. Auf Grundlage der im Dezember 2021 erzielten Ergebnisse könnte das Projekt im Jahr 2022 verlängert werden und stärker auf die Sensibilisierung der Familien – und insbesondere von Schwangeren – für gute Ernährungspraktiken fokussieren.