Auf Anfrage des guatemaltekischen Bildungsministeriums (MINEDUC) setzt Enfants du Monde sein zweisprachiges, interkulturelles Bildungsprogramm in Guatemala unter Berücksichtigung der sprachlichen und ethnischen Gegebenheiten des Landes um. Mehr als 40 % der Bevölkerung gehören einer der Maya-Ethnien an. Dieses Programm erhält wertvolle finanzielle Unterstützung von der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit.
An den Alltag der Kinder angepasstes Unterrichtsmaterial auf Spanisch und in einer Maya-Sprache
Trotz der Bemühungen des Bildungsministeriums zur Förderung des Unterrichts in einer der Muttersprachen der Kinder kann jeder fünfte Guatemalteke weder lesen noch schreiben. Nur 3 % der Schülerinnen und Schüler des Landes geben an, in einer anderen Sprache als Spanisch lesen und schreiben gelernt zu haben, obwohl die meisten von ihnen zuhause kein Spanisch sprechen. Neben den sprachlichen Problemen ist auch das Niveau der Ausbildung der Lehrkräfte ein Grund für die Probleme auf nationaler Ebene.
Zur Verbesserung der Situation bildet Enfants du Monde Fachpersonal aus, das seinerseits die Ausbilder/-innen und Lehrkräfte pädagogisch betreut. Unsere Teams entwickeln zusammen mit lokalen Akteuren Unterrichtsmaterial, das in der Kultur und im Alltag der Kinder verankert ist. Das zweisprachige Schulmaterial (in Spanisch und in der lokalen Maya-Sprache) trägt dazu bei, einen kulturell und sprachlich relevanten Unterricht umzusetzen und den Lernprozess zu erleichtern.
Pandemiebedingte Beeinträchtigung des Programms
Die Umsetzung und Aufrechterhaltung des zweisprachigen, interkulturellen Bildungsprogramms wurde während der Pandemie erschwert, denn die Schülerinnen und Schüler besuchen seit zwei Jahren nur unregelmässig die Schule. Enfants du Monde hat den Lehrkräften im Fernunterricht beigebracht, ihre Kompetenzen, selbst online bzw. in hybrider Form zu unterrichten, zu verbessern. Auf Anfrage des Ministeriums haben wir auch die Entwicklung von Selbstlernmaterial begleitet, das die Kinder zuhause verwenden können; ausserdem haben wir einen Beitrag zur Entwicklung von Radiolernprogrammen geleistet. Es existieren also verschiedene interessante Ansätze für Regionen, in denen es nur einen eingeschränkten Zugang zu schulischer Bildung gibt.
Erste qualitative Bilanz des Programms
Mathieu ist einer der pädagogischen Mitarbeiter des Bildungsprogramms von Enfants du Monde und kennt das Land sowie dessen Kultur und Bevölkerung gut. Seit mehreren Jahren arbeitet er für das Programm, das aktuell in Partnerschaft mit dem Forschungszentrum zur Vorbeugung von Gewalt in Mittelamerika (Centre de recherche pour la prévention de la violence en Amérique centrale, CIPREVICA) angeboten wird. In der vergangenen Woche hat er einen qualitativen Inspektionsbesuch des zweisprachigen, interkulturellen Bildungsprogramms bei Lehrkräften und Klassen im Departamento Chimaltenango durchgeführt. Diese Region, in der die meisten Menschen der Maya-Volksgruppe der Cakchiquel angehören, befindet sich im Süden der Hauptstadt Guatemala-City.
Die Herausforderung der Mission bestand vor allem darin, das Lehrpersonal des CIPREVICA technisch zu unterstützen, um eine qualitative Betreuung des Unterrichts und des Lernfortschritts mit Blick auf die Qualität der von Enfants du Monde angebotenen Bildungsprogramme in einer Auswahl an Schulen umzusetzen.
„Im Rahmen dieses ersten Besuchs wollten wir den Alltag in den Schulen im Zusammenhang mit dem zweisprachigen, interkulturellen Bildungsprogramm besser verstehen und dessen Auswirkungen auf die Unterrichtspraktiken einschätzen. Mit dieser Analyse kann ein erster Meilenstein erreicht werden, mit dem langfristig die Entwicklung der Lehrpraktiken verfolgt werden kann. Diese erste Bilanz ermöglicht es, Änderungen an den Bildungskonzepten und dem Unterrichtsmaterial vorzunehmen, das anschliessend allen Schulen des Einsatzgebiets des Programms bzw. auch des ganzen Landes zugutekommt“, erklärt Mathieu, pädagogischer Mitarbeiter von Enfants du Monde.