Die Textilindustrie in Bangladesch

20.08.2013 - Die Arbeiter der Textilindustrie in Bangladesch sind regelmässig Opfer von schweren Zwischenfällen. Vor kurzem musste ein achtstöckiges Gebäude in der Nähe der Hauptstadt Dhaka geschlossen werden. Die Arbeiter reagierten mit Panik, weil die Mauern Risse zeigten. Die Risse glichen denjenigen eines anderen Gebäudes, das Ende April einstürzte. Dabei starben 1200 Menschen – der schlimmste Unfall in der Industriegeschichte Bangladeschs. Gemäss der Zeitung «Le Monde» sind seit 1990 mehr als 1700 Menschen umgekommen, meistens infolge zusammenfallender Gebäude oder Brände wie zum Beispiel das Feuer im vergangenen November, das mehr als 100 Menschenleben gefordert hat.

Eine Änderung der derzeitigen Situation ist nicht in Sicht. Trotz ihres schlechten Zustandes werden diese Textilfabriken von Modeunternehmen umworben. Seit einigen Jahren ist ein regelrechter Boom zu beobachten.
Kleidermarken wie H&M, Tommy Hilfier, GAP, Zara und Carrefour verlagern ihre Aufträge zunehmend nach Bangladesch, um ihre Produktionskosten tief zu halten. Hier werden weltweit die niedrigsten Stundenlöhne gezahlt: 0,3 Rappen. Mit 4500 Textilfabriken ist Bangladesch nach China der zweitgrösste Textilexporteur.

Die Mehrzahl der Opfer sind Frauen, hauptsächlich junge Frauen aus ländlichen Regionen. Sie sind oft arm und haben keine Ausbildung und verlassen ihre Familien, um in Dhaka Arbeit zu suchen. Enfants du Monde setzt sich gegen deren Ausbeutung ein, indem das Hilfswerk ihnen eine Ausbildung und damit eine bessere Zukunft zu Hause, auf dem Land, bietet.

Im Bezirk Dinajpur im Norden von Bangladesch unterstützt Enfants du Monde Schulen und Ausbildungszentren, die rund 1300 benachteiligten Kindern, hauptsächlich Mädchen, eine gute Grund- und Berufsausbildung geben. Dies ermöglicht es ihnen, eine qualifizierte Arbeit in ihrer Region zu finden oder ihr eigenes Geschäft zu eröffnen, ihren Familien zu helfen und zur Entwicklung ihres Dorfes beizutragen.

Selina, die aus einer sehr armen Familie stammt, hat eine Lehre als Schneiderin gemacht. Dank dieser Ausbildung kann sie in ihrem Dorf bleiben und ihren Lebensunterhalt als selbstständige Näherin verdienen. «Ich habe es geschafft, mir eine eigene Nähmaschine zu kaufen und verdiene genug, um meiner Familie zu helfen. Darauf bin ich stolz.»

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